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1. Die Rolle und der Standpunkt der Regierung
Der Standpunkt der südafrikanischen
Regierung zur Aids-Problematik besteht aus zwei Punkten:
a) Weitere Infektionen müssen vermieden
werden.
b) Den Infizierten/Erkrankten muss geholfen werden.
Die Herausforderung durch die Krankheit ist so
groß, dass die Regierung ihr nicht allein entgegentreten kann.
Deshalb hat die Regierung ein alle Gesellschaftsgruppen einbeziehendes
Programm erarbeitet, um den Kampf gegen die Erkrankung aufzunehmen.
Dazu gehören die Privatwirtschaft, die Medien, die Unterhaltungsindustrie,
die Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Gewerkschaften sowie die
kommunalen Organisationen. Alle diese gesellschaftlichen Organisationen
haben ihre Rolle zu spielen.
2. Aufgaben und Aktionen der Regierung
Es gibt viele Aufgaben
der Regierung, von denen ich hier nur einige wenige darstellen kann:
a) Die Regierung ist dabei, ein HIV/Aids-Arbeitsplatz-Schutzprogramm
einzurichten. Das Ziel dieses Programm ist es, die Arbeitgeber zu
verpflichten, infizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht
zu diskriminieren.
b) Auf allen offiziellen Briefbögen wird die rote Aids-Schleife
integriert. Alle Minister und Ministerinnen sowie andere Regierungsmitglieder
tragen die rote Schleife. Bei allen öffentlichen Auftritten
von Regierungsmitgliedern wird in den Reden Bezug auf die Aids-Problematik
genommen.
c) Die Regierung hat außerdem die Aufnahme des Sexualkundeunterrichts
in die Lehrpläne der Schulen ab der Grundschule beschlossen.
d) Die Regierung hat darüber hinaus ein 450-Millionen-Rand-Programm
(ca. 150 Mio. DM) zur Förderung der häuslichen Pflege
eingerichtet.
e) Das wichtigste Ziel sieht die Regierung darin, Medikamente
zur Bekämpfung von Aids verfügbar zu machen. Das Recht
auf Gesundheit ist in unserer Verfassung garantiert. Deshalb sieht
sich die Regierung dafür verantwortlich, den Zugang zu den
Medikamenten für alle zu ermöglichen. Deshalb wurde ein
Gesetz zur Kontrolle von Arzneimitteln und anderen medizinischen
Substanzen auf den Weg gebracht. Mit dem Gesetz sollen zwei Ziele
erreicht werden: Erstens soll der freie Handel mit Medikamenten
und der "parallele Import" von Arzneimitteln ermöglicht werden.
Dabei sollen - wenn nötig - internationale Handels- und Patentrechte
außer Kraft gesetzt werden. Was die Regierung damit sagt ist,
dass sie sich das Recht gibt, Aids-Medikamente nicht nur vom Besitzer
des entsprechenden Patents zu erwerben, wenn das Medikament zu teuer
ist.
Selbst für
die Regierung sind die Aids-Medikamente bisher so teuer, dass die
Beträge für die Versorgung der Bevölkerung nicht
aus Staatsmitteln aufgebracht werden können. Zweitens wird
das Recht zu Vergabe von Herstellungslizenzen eingeführt, d.h.
dass obwohl ein Unternehmen aus Europa oder den USA die Herstellungs-
und Vertriebsrechte für ein entsprechendes Medikament in Südafrika
inne hat, kann die Regierung - wenn ihr der Medikamentenpreis zu
hoch erscheint - eine weitere Lizenz zur Herstellung eines Generika-Mittels
an andere Hersteller zu vergeben, die das Präparat preiswerter
anbieten können. Sie können sich sicherlich vorstellen,
dass dieser Gesetzentwurf große Auseinandersetzungen mit den
Medikamentenherstellern sowie den Regierungen in Europa und den
USA heraufbeschworen hat. Ich fordere Sie hiermit auf klarzustellen,
das der Profit der Hersteller einen höheren Wert bekommt als
das Leben von Menschen. Es hat viele Proteste in unserem Land gegeben,
in dem die Demonstranten genau diese Meinung vertreten haben: Wie
kann es sein, dass die Unternehmensprofite über den Menschenleben
stehen? Vieles in dieser zynischen Sichtweise der Hersteller und
der europäischen Nationen sowie der USA ist gar nicht aussprechbar.
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